





Emaille reagiert empfindlich auf Temperatur, Feuchte und punktuelle Kräfte. Risse dürfen nicht aufgeweitet werden. Staub wird trocken entfernt, anschließend werden Risskanten mit lösungsmittelarmem Gel gereinigt und, falls nötig, mit reversiblem Bindemittel konsolidiert. Keine Politur auf matten Vertiefungen. Testen Sie Lichtführung, damit gefüllte Bereiche unsichtbar bleiben. Dokumentieren Sie Vorher-Nachher-Makros, und stimmen Sie mögliche Retuschen mit Eigentümern ab, um Erwartungen, Reversibilität und ethische Grenzen klar zu definieren.
Vergoldungen verlieren schnell Substanz durch zu harte Politur. Tragen Sie nur weiche Reiniger auf, polieren Sie minimal und akzeptieren Sie ehrliche Patina, sofern sie Stabilität nicht gefährdet. Bei gebläutem Stahl gilt: Fingerabdrücke sofort entfernen, leichte Oxidation schonend neutralisieren, anschließend trocknen und vor Feuchte schützen. Das Ziel bleibt stimmige Gesamterscheinung. Bilder unter identischem Licht helfen, objektiv zu entscheiden, ob weitere Schritte sinnvoll sind oder Substanz unnötig riskieren würden.

Der Klang verrät die Gesundheit: Hämmer, Federn, Tonfedern und Rechen müssen harmonieren. Mit taktilen Messungen und Audioprofilen gleichen Sie Lautstärke, Attacke und Sustain aus, ohne Material zu schwächen. Schmierung bleibt minimal. Schutzfolien verhindern Kratzer, während Tests unter realistischen Gehäusebedingungen stattfinden. Dokumentierte Schlagfolgen erleichtern spätere Kontrollen. Ziel ist ein klarer, charakteristischer Ton, der der historischen Identität treu bleibt und mechanisch sicher erreicht wird.

Klinken, Schaltfinger und Federn müssen exakt zusammenspielen. Vor dem Zusammenbau prüfen Sie jeden Monatssprung, Schaltjahrzyklen und Mitnahmen einzeln. Schmierung erfolgt punktuell, nur an definierten Reibflächen. Mit Zeitraffer und Markierungen kontrollieren Sie Synchronität über mehrere Zyklen. Fehler werden isoliert, nie mit Gewalt kompensiert. Notieren Sie Grenzlagen, damit saisonale Temperaturdrifts korrigierbar bleiben. So läuft die Logik leise, zuverlässig und ohne unnötigen Materialstress.

Beim Tourbillon sind Balance, Hemmungsgeometrie und Schwerpunkt entscheidend. Mikroskopische Kontrolle von Paletten, Ankerflächen und Zapfenpolitur geht jeder Justage voraus. Amplituden und Abfallfehler interpretieren Sie über mehrere Lagen. Magnetismus wird ausgeschlossen, Spiralen werden auf Parallelität und Atmung geprüft. Schmierung bleibt extrem sparsam. Nur kleine Korrekturen, konsequent dokumentiert, führen zu stabiler Präzision, ohne die Delikatesse der Konstruktion zu kompromittieren oder irreversible Veränderungen zu riskieren.